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Eggen Luzern

2018 bis 2019

Auftraggeber:
Allreal & Privat
Beschaffung:
Studienauftrag
Zusammenarbeit:
freiraumarchitektur, Luzern & Lauber Ingenieure, Luzern
Material:
Holzbauweise
Karte

Ort | Ein Bauernhaus, eine Scheune und ein Sodbrunnen erzählen von einem der letzten Luzerner Gehöfte, welches an die weitläufige Kulturlandschaft rund um die mittelalterliche Stadt erinnert. Noch am Anfang des 20. Jahrhunderts, prägten im näheren Umfeld die Bauernhöfe den Landschaftsraum. Nach und nach wurden die Grünflächen zu Wohnzwecken bebaut. In nur wenigen Jahrzenten hat sich ein steinerner Teppich über die noch freien Landflächen gelegt.

Absicht | Die besondere Atmosphäre des Eggenhofes soll erhalten bleiben und zusätzlich gestärkt werden. Neben der sorgfältigen Sanierung des Hofes, ist es wichtig, dass die Kulturlandschaft wieder bis zum Bauernhof vordringen kann. Die Grundstücke profitieren in hohem Masse von der unverbauten Landschaftszunge, welche von Meggen her bis zum Eggenhof vordringt. Diese so wichtige Verbindung wurde mit den bestehenden Wohnhäusern (Eggen 1-4) aus dem Jahre 1982 gekappt. Nun besteht die Chance einer Nachverdichtung, welche auf die Lebensader des Hofes Rücksicht nimmt. Dies auch zugunsten der künftigen Bewohnerschaft auf den beiden Parzellen der Firma Allreal.

Setzung | Das Bauernhaus und die Scheune werden mit einem zusätzlichen Volumen (Stöckli) zu einem Hofensemble komplettiert. Da die Realisierung eines zusätzlichen Mehrfamilienhauses im Sinne eines Investments für die Besitzer-Familie des Hofes eher fremd scheint und weit in den Sternen liegt, schlagen die Verfasser ein Haus vor, welches unter gleichem Dach weiter wachsen kann. Dies ist in mehreren Etappen möglich und unterstreicht den spürbaren Gemeinschaftsgedanken hin zu einem lebendigen Hofleben – Lebensraum wird geschaffen. Respektvoll stehen dem Hof zwei Stirnfassaden gegenüber, welche sich zu zwei Längsbauten entwickeln und zusammen einen zweiten grösseren Hof aufspannen. Obschon beide Höfe für sich funktionieren, kann die Anlage auch als ein Ganzes gelesen werden, was in der Wahl des Materiales Holz zusätzlich unterstrichen wird und eine besondere Identität erwarten lässt. Die drei Neubauten sind durch Setzung, Material und Konstruktion verortet und bescheren dem Quartier ein vitales und lebenswertes Zentrum.

Freiraumkonzept | Der Landschaftsraum Eggen wurde bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts durch die bäuerliche Bewirtschaftung geprägt. Bewaldete Hügelkuppen und ausgedehnte Obstwiesen eingebettet in der postglazialen Topografie formten das Landschaftsbild. Diese Typologie der bäuerlichen Landschaft ist Ausgangspunkt der Freiraumkonzeption und der Umgebungsgestaltung. Wiesenflächen leiten den Fluss der Landschaften durch das Quartier, schaffen Weite und Grosszügigkeit. Die Wiesenflächen werden mit Elementen der bäuerlichen Landschaft aktiviert – der Obsthain, der Bauerngarten, die Landschaftsbäume. Diese Elemente werden als «Gartenzimmer» interpretiert, welche unterschiedliche Nutzerbedürfnisse in sich aufnehmen, den Garten zu einem bespielbaren Lebensraum machen, sowie Raum für Individualität und Gemeinschaft schaffen.

Typologie | Die Recherche vernakulärer Bautypen zeigt das Luzerner Bauernhaus in differenzierter und doch immer wieder sehr ähnlicher Ausprägung. Das neue Stöckli der Besitzer-Familie und dessen mögliche Erweiterung folgt dem Grundprinzip des Bauernhauses, mit seinem prägenden Mittel- bzw. Erschliessungsgang. Aus der zentralen Erschliessung gelangt man zu den Raumkammern, deren Nutzungszuordnung grundsätzlich frei ist. Die Häuser A & B adaptieren die ländlich geprägte Ordnung. Der typische Mittelgang wird jeweils in der Mitte der Wohneinheit «verschränkt», so dass diagonale Raumbezüge entstehen. Handelt es sich bei den Häuser A & B vornehmlich um Geschosswohnungen, funktionieren das Stöckli und die Erweiterung in der Vertikalen. Diese Massnahme soll das Hofleben zusätzlich aktivieren. Zudem profitiert damit jede Wohnung von einem privaten Gartenanteil.

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