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Goldacker Zürich

2018 bis 2019

Auftraggeber:
Baugenossenschaft Sonnengarten Zürich
Beschaffung:
Wettbewerb offen
Auszeichnung:
4. Rang (75)
Zusammenarbeit:
BNP Landschaftsarchitekten, Zürich & Bless Hess, Luzern
Karte

Setzung | Analog der bestehenden Siedlungsstruktur und im Sinne der räumlichen Entwicklungsstrategie der Stadt Zürich, schlagen die Verfasser für die neuen Wohnhäuser ein offenes Bebauungsmuster im durchgrünten Stadtkörper vor. So stehen die Volumen jeweils stirnseitig zu den Strassen und Wegen. Dies schafft die gewünschte Durchlässigkeit und ermöglicht lange Blickbeziehungen in Richtung Stadt und Uetliberg.

Typologie | Der Bau- und der Planungsperimeter lassen sich nicht nur hinsichtlich der Etappierung unterscheiden – auch weisen die beiden Gebiete unterschiedliche Qualitäten auf, welche wesentlich durch die Topografie bestimmt sind. Daraus resultieren zwei Typologien – zum einen die Laubengang-Typologie (als verbindendes Element zwischen Birmensdorfer- und Rossackerstrasse) und zum anderen die Zweispänner-Typologie. Die Laubengang-Typologie ist sehr reizvoll, da mehrere Laubengänge auf je einer Dachterrasse münden. Die Dachterrassen stehen allen Bewohnern offen und gelten als Ergänzung zu den grünen Zwischenräumen.

Material | Karl Egender und Wilhelm Müller zeichnen sich verantwortlich für die bestehende Genossenschaftssiedlung aus den 40er Jahren. Alte Aufnahmen zeigen die Atmosphäre des verwendeten Materials, welches insbesondere beim Kindergarten hinter einer Aussendämmung verschwunden ist. An diesen Ursprüngen möchten die Verfasser anknüpfen, um die vorhandenen Qualitäten herauszuschälen und in eine zeitgemässe Übersetzung zu überführen.

Struktur | Die vorgefundene Materialität verlangt nach klaren Strukturen. Nicht zuletzt um den Bauten eine angenehme Massstäblichkeit zu verleihen. Wie die bestehenden Gebäude, soll sich auch die geplante Bebauung subtil in die Landschaft einfügen. Die leicht abgetreppten Nachkriegsbauten stehen dafür Pate.

Laubengang | In den 50 Jahren realisierte Karl Egender am Zürich-Berg an der Restelbergstrasse eine am Hang abgetreppte Häusergruppe. Die jeweils um ein Geschoss versetzten Wohnhäuser sind westseitig durch einen Laubengang erschlossen. Ostseitig angelagert sind private Balkone. Im Spezialinventar Wohnsiedlungen vom Hochbau- departement Zürich, (gemeinnütziger Wohnungsbau im kommunalen Inventar) wird die Staffelung mit der einhergehenden subtilen Integration am Hang, sowie die gute Ausrichtung erwähnt. Ebenso wird die imposante Erschliessungszone mit Laubengang und der überdurchschnittliche Gestaltungwille gelobt. Durch spätere Umbauten, entspricht die Fassade leider nur noch teilweise dem Ursprünglichen.

Nutzungsflexibilität | Die Gebäude zeichnen sich durch eine regelmässige, klare und über die Geschosse durchgehende statische Struktur aus. Von den wohnungstrennenden Z-Wänden sind nur einzelne Abschnitte fürs Tragwerk relevant, sodass langfristig eine hohe Nutzungsflexibilität und Wohnungsmixoption erhalten bleibt. Diese zwar kurzen, in der Anzahl aber vielen Wände, stehen immer übereinander und leisten dadurch gemeinsam auch die Aussteifung gegen Wind- und Erdbebeneinwirkungen.

Die Balkone und Laubengänge, ebenfalls Ortbetonflachdecken, sind von der Betondecke der Wohnungen thermisch abgetrennt. Es bleiben minimale Verbindungen für die Schubübertragung. Auf der Aussenseite der Balkone tragen Mauerwerkspfeiler die Lasten ab.

Ökologische Landschaft | Die Analyse der Typologie des Uetliberges und der Geschichte der Siedlung legen die Basis für die Verfeinerung der Freiräume.

Der Uetliberg, bestehend aus geschichtetem Mergel, Mergel- Sandstein und Molasse-Nagelfluh, soll vor allem im Baufeld A, das am Fusse des Berges zu liegen kommt, mit geschichteten Trockenmauern und Lesesteinbereichen aufgenommen werden. Die karstige Struktur des Berghanges wird mit diesen Steintreppungen ins Tal geführt und bietet so gleichzeitig Lebensraum für Reptilien, Kleinsäugern und Trockenstauden. Auch die teilweise seltenen Waldkombinationen des Uetliberges sollen durch die Übernahme typischer Baumarten an geeigneten Standorten, aufgegriffen werden. So finden sich Kiefern, Buchen und Erlen als Grossbäume, die mit kleineren einheimischen Kirschen zwischen den Gebäuden kombiniert werden. Ein hohes Mass an Lebensraumvielfalt soll das Baufeld A prägen, so dass neben den steinigen Trockenstandorten auch wechselfeuchte mit Dachwasser gespiesene Mulden und eher trockene Hangwiesen angeboten werden. Die Stützmauer zur Birmensdorferstrasse wird teilweise begrünt und mit Nistkästen versehen. Entstehen soll ein Naturerlebnisraum in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Wohnungen.

In den Baufeldern B und C – am Hangfuss – wechselt die Freiraumtypologie zu weitläufigen Wiesen, die mit Obstbäumen überstellt sind. Durch das Einbringen verschiedener Bodenstärken und Aufmischungen mit Wandkies sollen auch hier abwechslungs- reiche Wiesenbereiche entstehen.

Die Bäche sind intensiv mit Pappeln, Weiden und Ahörnern begleitet, stellenweise im Bachbett ausgeweitet, mit Steinstufen zugänglich gemacht und so einladend zum Spielen und Verweilen. Intensive Hochstaudenfluren begleiten die Bachläufe und schaffen mit Steinen und Geäst Biotope für Insekten und Kleintiere.

Nutzbare Landschaft | «Schön ist ein Haus, das gestattet, in Berührung mit Himmel und Baumkronen zu leben» so formuliert Gustav Amann 1929 sein Ideal von Wohnen. Die neue Siedlung bleibt diesem Credo treu. Neben den fliessenden vielfältigen Landschaftsräumen werden ebenso vielgestaltige Aufenthaltsbereiche und Treffpunkte angeboten, die aktiv von den Bewohnern mitgestaltet werden sollen. Im Eingangsbereich aller Gebäude befinden sich, dem Haus zugeordnete, attraktive kleine Platz- und Begegnungszonen. Bei den Laubenganghäusern sind es einerseits die grosszügigen, den allgemeinen Räumen vorgelagerten Dachterrassen, die der Hausgemeinschaft zur Verfügung stehen, andererseits bilden kleine Plätze mit Sitzbereich am Übergang der Laubengänge ins Terrain Treff- und Aussichtspunkte.

Ein grosses gemeinschaftliches Zentrum um die alte Villa herum bildet das Herz der neuen Siedlung. Die neue Siedlungsver- waltung, das Café im Erdgeschoss der Villa, die Kindergärten und die Gemeinschaftsräume beleben den grossen Festplatz. Hier entsteht ein Platz zum Feiern, für Begegnungen und grössere gemeinschaftliche Aktivitäten.

Um den Kindergarten und Hort werden Spiel- und Aufenhalts- bereiche für Kleine und grössere Kinder angeboten. Besonders am Hang in der Strassenkurve entsteht eine Spiel- und Kletterlandschaft für alle.

Vernetzte Landschaft | Ein parallel zum Hang veraufendes Fusswegnetz erlaubt eine sichere und komfortable Haupter- schliessung aller Gebäude für Fussgänger mit Fahrrädern, Kinderwägen und Rollstühlen. Die Haupterschliessung wird, wie von Gustav Amman initiiert, als Asphaltwege mit polygonalen Plattenfassungen ausgebildet. Ein informelles Wegenetz aus chaussierten Pfaden und auslaufenden Stellstufentreppen, die mit dem Hang verlaufen, erlauben eine schnelle fussläufige Anbindung an die Nachbarsquartiere. Auch entlang der sekundären Wege öffnen sich immer wieder chaussierte Plätze und Aufenthaltszonen. Durch den neuen Terrainanschluss an die Birmensdorferstrasse ist es möglich auch das Baufeld A vollständig zu durchqueren.

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