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Kronengasse Sempach

2017 bis 2021 (1797)

Auftraggeber:
Korporation Sempach
Beschaffung:
Wettbewerb auf Einladung, 1. Rang
Auszeichnung:
Best Architects Award 2024 in Gold
Zusammenarbeit:
kunzarchitekten, Sursee & Kaufmann & Partner, Luzern
Schutzstatus:
schützenswert
Begleitung:
Marcus Casutt, Kantonale Denkmalpflege & Altstadtkommission
Konstruktion:
Hybridbauweise
Material:
Holz aus dem eigenen Wald
Karte

Ort | Das Städtchen Sempach ist geprägt durch ihre beiden in geschlossener Bauweise gesäumten Strassen. Kontrastierend dazu sind auf der jeweils rückwärtigen Seite Freiräume und Nutzgärten zu finden. Das Haus an der Kronengasse fungiert als Vermittler dieser beiden Atmosphären. Einerseits stösst es westseitig über einen kleinen Platz an die Stadtstrasse und andererseits befindet es sich unmittelbar an einer begrünten Zwischenzone.
Diverse Faktoren unterstreichen die Sonderstellung des Gebäudes – sei es die städtebauliche Situation, die geschichtsträchtige, additiv etappierte Bausubstanz und die Bedeutung als verbindendes Glied zwischen Oberstadt und Stadtstrasse.

Absicht | Unter Wahrung der gewachsenen Stadtstruktur und ihrer beiden Atmosphären, wird ein dem Bestand abgesetztes Bauvolumen vorgesehen. Einerseits um sich klar von der geschlossenen Bauweise der Stadtstrassen zu differenzieren und andererseits um das bestehende Haus, vorallem sein umlaufendes Dach, freizustellen und zu stärken. Der aufgespannte Aussenraum zwischen den beiden Volumen fördert zudem die Durchlässigkeit der inneren Grünräume.

Setzung | Der Neubau wird mit einer Fuge vom bestehenden, eher breiten und massig wirkenden Haus abgesetzt. Das neue Volumen erscheint schlank und emporsteigend. Es entsteht ein ungleiches Paar, mit vielen Gemeinsamkeiten, die es zu entdecken gilt.
Der Neubau «guckt» hinter dem Altbau hervor, was ihm eine subtile Präsenz bis zur Stradtstrasse hin ermöglicht – dies ist insbesondere für den Kulturkeller «im Schtei» und deren Adressbildung wertvoll.

Erschliessung | Vorgesehen sind bei beiden Häusern jeweils zwei Wohnungen. Die untere Wohnung des alten Hauses wird direkt von der Kronengasse her erschlossen. Der Zugang zu den drei übrigen Wohnungen erfolgt ebenfalls über die Kronengasse und den neu geschaffenen Treppenraum. Ein offener hofartiger Zugang vermittelt zwischen öffentlich und halböffentlich. Die Erschliessung des Kulturkellers erfolgt übereck – sichtbar und schwellenlos von der Stadtstrasse und über drei Stufen von der Kronengasse her.

Material | «Sempach ist auf Mauern gebaut» – die Oberflächen sind fast ausschliesslich mineralisch gehalten. Für den Neubau schlagen die Verfasser eine Sichtbeton- fassade vor. Abgesehen von den Sockelpartien, den Fenstergewänden und dem Dachabschluss, ist die Ober- fläche gestockt. Dies als subtiler Gegensatz zur verputzten Fassade des Altbaus. Der Putz ist eine additive, das Stocken eine substraktive Veredelung des Mauerwerks. In ihrer Erscheinung sind sich die beiden Verfahren jedoch sehr nahe. Sämtliche Innenausbauten werden aus massivem Holz aus dem Wald der Korporation Sempach gefertigt. Dies generierte ein spannendes und atmosphärisches Neben- einander von kühlen und harten zu weichen und warmen Materialien.

Struktur | Im Neubau bilden massive Decken und Wandscheiben zusammen ein raumhaltiges Konstrukt. Der Massivbau trennt die Einheiten voneinander. Intarsien aus Holz verfeinern die Raumstruktur. In ähnlicher Manier wird dem Dachraum des Altbaus eine Holzkonstruktion einbeschrieben, die sich jedoch vom Bestand loslöst. Durch die innenliegenden Verglasungen erhält man einen wunderbaren Blick auf das gut erhaltene Riegwerk der Giebelwände. Dieser unbeheizte Zwischen- raum dient zugleich als Aussenraum.

Denkmalpflege | Der Neubau darf eine eigene Sprache sprechen, nimmt sich aber in vielerlei Hinsicht gegenüber dem Bestand vornehm zurück. Es wurde nach einem Ausdruck gesucht, der sich zum einen integrativ verhält, gleichzeitig aber auch selbstbewusst (insbesondere durch die Materialisierung) das heutige Zeitalter manifestiert. Themen des Bestandes und der Umgebung werden aufgegriffen und adaptiert. Der Altbau seinerseits wird sanft saniert und durch grösstmöglichen Substanzerhalt gewürdigt. Additiva neueren Datums werden entfernt, um die ursprüngliche Bausubstanz erlebbar zu machen. Die beiden Wohnräume beispielsweise werden exakt durch die Mauern des steinernen Häuschens aus dem 18. Jh. gefasst.

Freiraum | Die bestehende Pflästerung in der Kronengasse wird ergänzt und in den neu geschaffenen Vorhof des Treppenraumes geführt. Der üppig bepflanzte Garten auf dem Kulturkeller dient zum einen als Aussenraum für die beiden neuen Wohnungen, aber auch als Nutzgarten für alle Parteien, im Sinne eines gemeinschaftlichen Zusammenlebens.

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