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Wohnhäuser Rothenburg

2017

Auftraggeber:
Baugenossenschaft Rothenburg
Beschaffung:
Studienauftrag
Zusammenarbeit:
BNP Landschaftsarchitekten, Zürich
Karte

Ort | Das Lehnquartier ist geprägt durch Wohnblöcke der 60er Jahre. Scheinbar willkürlich präsentiert sich deren Setzung. Unangenehm erscheint uns die «vorne-hinten» Typologie der Bauten, die untereinander keinen Bezug aufnehmen. Dieser Umstand erklärt auch die eher eintönig anmutende Freiraumgestaltung.

Absicht | In unmittelbarer Nähe und ebenfalls an der Rüeckringenstrasse befindet sich die Siedlung Rotbach. Eine genossenschaftliche Wohnsiedlung geplant und gebaut (durch: Roman Lüscher, Hans Lauber, Otti Gmür, Daniel Lengacher und Hansjörg Emmenegger) von 1984 bis 1988. Sie diente uns in den Fragestellungen dieser Aufgabe in vielerlei Hinsicht als Vorbild. Die dabei aufgegriffenen Themen werden in den folgenden Abschnitten genauer beschrieben.
In diesem Sinne soll das Projekt nicht als «Neuerfindung» in der Quartiererneuerungszone verstanden werden. Das Konzept knüpft an vorhandene, positive Strukturen und Werte von Rothenburg an.

Setzung | Bauvolumen und Freiräume sind schachbrettartig angeordnet. Dieses Muster erlaubt eine hohe Dichte – trotzdem ist jedes Wohnhaus freigestellt. Die Baukörper kommen sich übereck zwar nahe, haben aber jeweils eine zum Park hin orientierte Fassade, mit viel Freiraum. Daraus resultiert auch eine für uns wichtige Allseitigkeit der Gebäude (im Gegensatz zum Bestand) – spannende Durchblicke entstehen.
Der Freiraum – man kann von Hofabfolgen sprechen – ist gefasst und dadurch aneigenbar und verspricht hohe Aufenthaltsqualitäten. Dieses Prinzip kommt bereits in einem ersten Etappierungsschritt zum Tragen. Nicht zuletzt erlaubt das Konzept auch eine logische und gleichwertige Aufteilung unter den beteiligten Parteien.

Erschliessung | Die Erschliessung der Tiefgarage erfolgt direkt ab der Rüeckringenstrasse. Dies entlastet die quartiersinterne Lehnstrasse vom Verkehr. Nur Besucherparkplätze und Velostellplätze befinden sich entlang der Lehnstrasse. Eine mäandrierende Mauer bietet die entsprechenden Nischen und grenzt die Siedlung gegen die Strassenräume ab. Mauern und Gartentore bilden eine vertraute vorstädtische Adresse.

Struktur | Die Volumen und die Grundrissorganisation der Wohnungen ergeben eine allseitig gleichwertige Fassade. Analog dem Aussenraum (Hofabfolgen) sind die Wohnungen durch mäandrierende Raumabfolgen geprägt. Dadurch wird die wohnungsinterne Erschliessungsfläche fast gänzlich eliminiert. Trotz durchgehend offenen Wohnräumen werden mit diesem Prinzip Bereiche definiert die spezifisch bespielt werden können.
Die Häuser sind klar strukturiert und kompakt in ihrem Volumen, was eine ökonomische Erstellung erwarten lässt.

Material | Charakterstiftend ist die Anwendung günstiger aber trotzdem werthaltiger und dauerhafter Materialien, wie zum Beispiel dem Kalksandstein. Pate dabei stand wiederum die Siedlung Rotbach. Die Materialwahl und deren direkte, einfache Anwendung scheinen uns in diesem Kontext als sehr adäquat. Das Material darf altern, was der Bebauung am Beispiel Rotbach eine angenehme Atmosphäre verleiht.

Freiraum | Die neue Überbauung nimmt eine klare Haltung zum Umgang mit den verschiedenen Abstufungen von öffentlichen bis hin zu privaten Flächen ein. Ziel ist es einen gegliederten und dennoch fliessenden Freiraum entstehen zu lassen. Eine Mauer markiert eine deutliche Trennung der öffentlichen Bereiche mit funktionalen Nutzungen wie Besucherparkfeldern, Velostellplätzen und Entsorgung und den privateren und gemeinschaftlich genutzten Bereichen im Inneren der Überbauung. Breite Wege mit Plattenbelag führen zu den Haupteingängen der Gebäude, während schmalere Kieswege eine sekundäre Erschliessung anbieten und zusätzlich an das bestehende Wegnetz anschliessen. Zwei Gemeinschaftsbereiche mit Spielgeräten und Aufenthaltsausstattung dienen den Anwohnern zum Aufenthalt im Aussenraum. Zwischen den Gebäuden befinden sich Wiesenflächen, die um die Gebäude zu höheren Gräserbändern werden. Diese fungieren als Puffer zwischen den privaten Wohn- und den gemeinschaftlich genutzten Aussenbereichen. Bäume spannen einen massstäblichen Filter zur westlich angrenzenden Bebauung des Nachbargrundstücks auf und werden von dort aus locker in die Überbauung gezogen. Sie bilden damit das Pendant zur Mauer, als gebaute Grenze zu den öffentlichen Bereichen entlang der Strasse. Die Überbauung kann als Leitbild für Nachbarsgrundstücke dienen.

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