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Zentrumsbebauung Rain

2013 bis 2014

Auftraggeber:
Gemeinde Rain
Beschaffung:
Wettbewerb mit Präqualifikation
Auszeichnung:
2. Rang
Zusammenarbeit:
Hager Partner, Zürich
Konstruktion:
Holzbauweise
Karte

Ort | Verkehrswege prägten früh die Entstehung von Siedlungsstrukturen – so auch in Rain. Einzelne Häusergruppen säumten die Dorfstrasse und wuchsen nach und nach zu einem Dorf zusammen. Das Dorfzentrum liegt zwar im Zentrum der Gemeinde, jedoch untypischerweise am Rande der Siedlung, markiert durch die Pfarrkirche St. Jakob. Überhöht wird diese Situation durch die besondere topografische Lage (Hügelrücken). Von Sempach her erblickt der Besucher die Barockkirche erst aus unmittelbarer Nähe. Aus Richtung Eschenbach ist die Kirche bereits von weitem sichtbar. Letzterem soll Rechnung getragen werden, indem ein maximaler Horizont definiert wird, welchen die Gebäude auf der Ostseite nicht überragen dürfen. So dass die Kirche auch weiterhin das Landschaftsbild von weit her prägt. Auch im Innern prägt die Kirche den Ort. So schafft sie sich ihren Raum nicht nur über die Höhe sondern auch über die typische Kirchhofmauer, welche aus Sicht der Verfasser zwingend in ihrer Form erhalten bleiben muss.

Städtebau | In der Gemeinde Rain soll ein neues Zentrum für viellerlei Anlässe der Dorfbevölkerung entstehen. Diesem Bedürfnis wird mit einer präzisen Setzung der neuen Gebäude Rechnung getragen. Dies indem nur die Ränder besetzt werden und dabei ein grosszügiger, gefasster Dorfplatz freigespielt wird. Die drei neuen Gebäude orientieren sich in ihrer Ausrichtung jeweils an der Umgebung (Strassen, Wege, Gebäude, Topographie). Die beiden Wohnhäuser erweitern das Bild der körnigen Dorfstruktur. Das neue Alterszentrum, welches auch einen stark öffentlichen Charakter aufweist, unterscheidet sich bewusst von den übrigen Wohnbauten. Gleichtzeitig nimmt sich das Alterszentrum gegenüber der Kirche in Höhe und Ausrichtung zurück und besetzt den ortsprägenden Hügelrücken. Neben einer idealen Ost- Westausrichtung der Wohn- und Aufenthaltsräume, bildet das Volumen eine Schnittstelle zwischen Aussen und Innen. Im offenen und öffentlichen Erdgeschoss kann sowohl die Intimität des neuen Dorfplatzes erlebt werden, als auch die Weite und wunderbare Aussicht in die Ferne.

Landschaft | Im historischen Dorfkern entsteht neben der markanten Kirche ein neues, vielseitiges Zentrum. Im Zusammenspiel zwischen den beiden Neubauten, der Kirche und den Wohnbauten am Chileweg entsteht ein lebendiger Ort der Begegnung mitten im Dorf. Eine Intarsie aus Guberpflasterstein markiert die zentrale Platzfläche. Durch die klare Ausformulierung des Platzes entstehen Vorzonen, welche von den Erdgeschossnutzungen individuell bespielt werden können. So wird der Vorbereich der Alterswohnungen zum Aussensitzbereich mit Abendsonne und Sicht auf Kirche und Dorfplatz und bildet ein willkommenes Gegenstück zur ostorientierten Terrasse mit schöner Weitsicht. Der Pflasterstein verleiht dem Platz eine gewisse Rauheit, welche die offene Fläche bewusst entschleunigt und somit dem Lärmpotenzial durch Ballspiele oder Skater vorbeugt. Ein Baumschleier bildet im Norden gleichzeitig Auftakt, Grenze und Tor vom Chileweg her. Die Bäume stehen in ovalen Pflanztrögen mit Sitzkante, die zum Verweilen im Schatten einladen. Mit seiner sonst hohen Nutzungsflexibilität wird der Dorfplatz zum zentralen und identitätsstiftenden Ort mit hoher Aufenthaltsqualität. Die Kirchmauer wird als Gesamtensemble gewürdigt und erhalten. Die Treppe zum Seiteneingang wird leicht aufgeweitet, um eine bessere Anbindung zum Platz zu schaffen. Die aufgehobenen Gräber werden durch eine chaussierte Fläche und einer Sommerlinde ersetzt. Die Fläche bleibt ein Ort der Ruhe und Besinnung, gelegentlich wird er beispielsweise bei Hochzeiten zum beliebten Fotostandort.

Atmosphäre | Das vorgeschlagene Gebäudeensemble bildet zusammen mit der Kirche einen neu gefassten (Aussen)-Raum. Die haptische Materialisierung, das Zusammenspiel von Enge und Weite sowie die im Tagesverlauf veränderlichen Stimmungen von Licht und Schatten erzeugen eine ansprechende und vertraute Atmosphäre. Das Atmosphärische ermöglicht die Vereinnahmung des neuen Dorfzentrums durch die Dorfgemeinde.

Material & Struktur | In Anlehnung an die frühen Bauten von Rain und der klassischen Gebäudegliederung (Sockel, Wand, Dach), weisen auch die neuen Gebäude einen muralen Sockel auf. Im Hang nimmt dieser ein Geschoss ein, beim Haus in der Wiese definiert der Sockel ein Hochparterre und beim Haus am Dorfplatz fungiert der Sockel als konstruktiver Holzschutz. Auf dieser Basis sind Leichtbauten vorgesehen, bekleidet mit einem vorverwitterten, hölzernen Schindelschirm. Damit ordnen sich die neuen Fassaden der Kirche unter, welche ihrerseits mit ihrem harten und weissstrahlenden Mauern die Umgebung überragt.

Nachhaltigkeit | Die Holzbauweise ist Garant für ein gesundes, ökologisches und nachhaltiges Bauen. Minergie (Standard, P oder A), aber auch das Label ECO sind mit der vorgeschlagenen Konstruktion problemlos möglich. Letzteres ist für ein Alterszentrum mehr als sinnvoll, da sich ältere Menschen vorwiegend in ihrem Zuhause aufhalten und weniger anfällig für Krankheiten sind, wenn «die Wände atmen können». Das vorgeschlagene Kleid aus Holzschindeln hat eine sehr hohe Lebensdauer und muss nicht unterhalten werden. Nicht zuletzt verspricht die Vorfabrikation (Trockenbauweise) einen effizienten Bauprozess, was in einem Dorfzentrum sehr willkommen ist.

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