Ober Moos Naters
2021 bis 2025 (1812)
- Beschaffung:
- Direktauftrag
- Zusammenarbeit:
- Holzbau Weger, Münster
- Begleitung:
- Klaus Troger, Kantonale Denkmalpflege
- Status:
- Ausführung
Ort | «Gegen Norden hinter dem Dorf Naters erhebt sich der «Natischer Berg». Er umfasst eine Vielfalt an eigenständigen grossen und kleinen Häusergruppen. Westlich der Bergstrasse, am bewaldeten Ostabhang lagert auf einer stufenartigen Terrasse der Weiler Ober Moos.
Über eine asphaltierte Strasse gelangt man zum westlichen Eingang der Ansiedelung, wobei die Gebäude nur noch über einen schmalen Fussweg erschlossen sind. Als geschlossene Siedlung hat Ober Moos eine dreieckige Ausdehnung, die sich im Wesentlichen von den topographischen Verhältnissen ergibt. Die zentrale Stelle innerhalb des Ortes besetzt ein haushoher Fels, um den in einem Dreieck Fusspfade führen.
Infolge des Franzosenkrieges (1798) sind die Bauten relativ jung und entstammen fast ausschliesslich dem 19. und 20. Jahrhundert. Zweifellos ist aber die Siedlungsanlage (Wegnetz, Haltestellen) wesentlich älter als die noch bestehenden Bauten.»
Quelle: Auszug aus den Inventarblättern Om1-2
Bestand | «Direkt am Fusse des zentrumsbildenden Felses steht ein stattlicher dreigeschossiger Bau des frühen 19. Jahrhunderts, vermutlich der älteste bestehende Wohnhausbau des Ortes. Das Gebäude wird im Ortsinventar «Natischer Berg» auf den Inventarblättern Om28-31, welche durch eine Arbeitsgruppe des Kunsthistorischen Seminars der Universität Freiburg Mitte der 70er-Jahre erstellt wurden, detailliert beschrieben. Der Bau ist aufgrund seines Alters und seiner Grösse bedeutend für den Baubestand und das Ortsbild von Ober Moos.
Südliche Giebelseite: Gemauertes Sockelgeschoss, fast komplett verputzt. Darüber in der zweigeschossigen Blockwand je ein Drillingsfenster in jedem Geschoss. Die Geschosshöhe wird durch jeweils zwei Gwättköpfe markiert. Die Südfassade ist stark vom Holzbockbefall betroffen. Die Pfetten ruhen auf geschweiften Hakenschnabelkonsolen.
Östliche Traufseite: Lose gemauertes Sockelgeschoss, vordere Hälfte verputzt, mit zwei Türen zu Ställen. Darüber zweigeschossige Blockwand, hintere Hälfte durch Gwättkopfreihe abgeteilt. Im vorderen Teil in jedem der beiden Wohngeschosse ein kleines versprosstes Fenster. Im hinteren Teil Zugang zum Eingang über eine betonierte Rampe. Die Blockwand des unteren Wohngeschosses geht rückwärtig in einen lose geschichteten Bruchsteinsockel über.
Nördliche Giebelseite: Eingeschossige Blockwand mit mittlerer Scheunentüre, an der Süd-West-Ecke auf freigegrabenem Sockelgeschoss, wo sich eine weitere Tür befindet. Das Dach kragt weiter als an der südlichen Giebelseite vor. Der Bau ist durch die Inschrift im Giebel datiert: 1 8 1 2
Westliche Traufseite: In der vorderen Hälfte zweigeschossige Blockwand ohne Fensteröffnungen auf eingeschossigem verputzten Bruchsteinsockel, in dem sich ein mit Steinbrocken vermachter Mauerdurchbruch befindet. Die hintere Hälfte des Bruchsteinsockels ist zweigeschossig hochgemauert. Die Gwättkopfreihe ist im oberen Teil völlig durch Holzbockbefall zerstört.
Innere: Das Sockelgeschoss ist mit einer Bruchsteinwand unterteilt in zwei Räume, damals genutzt als Stall und Lagerraum. Darüber folgen zwei Wohngeschosse, welche über die Ost- bzw. Nordfassade erschlossen sind. Da im Inneren keine Treppenverbindung der beiden Geschosse vorhanden ist, kann man annehmen, dass die Geschosse von unterschiedlichen Familien bewohnt wurden. Ein Giltsteinofen pro Geschoss ermöglichte das Heizen der Räume. Das Haus blieb gänzlich ohne sanitäre Einrichtungen.»
Quelle: Auszug aus den Inventarblättern Om28-29
Absicht | Das alte Walliserhaus ist seit unbestimmter Zeit verlassen und teilweise vom Holzbock in Mittleidenschaft gezogen worden. Durch die notwendigen Sanierungsmassnahmen, insbesondere durch die Instandsetzung der Gebäudehülle (Fassade, Dach und Fenster) und der Gebäudetechnik (Heizung, Sanitär, Elektro und Kaminanlage), soll das Haus nach heutigen Komfortansprüchen wieder bewohnbar gemacht werden. Wo immer möglich wird die vorhandene Bausubstanz bewahrt und restauriert.
Demontagen: In einem ersten Schritt werden die historischen Dielen, Täfer und Einbauten sorgfältig demontiert und eingelagert – diese sollen zu einem späteren Zeitpunkt wieder ihren Platz im Haus finden. Weiter werden die alte Feuerstelle abgebrochen (zumal ein offenes Feuer im Haus nicht mehr möglich ist), sowie die Giltsteinöfen für die Restauration rückgebaut.
Ausrichtung des Holzbaus: Der Blockbau – insbesondere das Vorderhaus im Giebelfeld – ist im Verlaufe der Jahre stark hangabwärts gekippt. Durch die Anhebung der Südwand wird der Holzbau begradigt, damit die historischen Decken erhalten bleiben können.
Sockel: Die Bruchsteinmauern des Sockelgeschosses werden restauriert. Der Keller im Hinterhaus dient neu als Technikraum und Weinkeller – der Keller im Vorderhaus wird zu einem Atelier umfunktioniert.
Sanierung des Blockbaus: Die Blockbauwände werden innen gemäss heutigen energetischen Anforderungen gedämmt und aussen wo notwendig geflickt.
Erschliessung: Der Einbau einer Treppe verbindet die bisher separierten Wohngeschosse. Das Erdgeschoss wird unterteilt in zwei Schlafkammern und einem Wohnraum. Im Obergeschoss befindet sich neben einer weiteren Schlafkammer die Küche und der Essbereich. Im Dachgeschoss wird durch den Einbau einer Vollholzdecke im Hinterhaus der bestehende Dachraum flächenmässig erweitert. Das Dachgeschoss wird über eine Platzspartreppe erreicht und bietet neben einer kleinen Arbeitsnische auch ein Bettenlager für Gäste.
Anbau: Durch einen ostseitigen Anbau sollen die bisher fehlenden Nassräume ergänzt werden. Dieser besteht aus einem gestockten Betonsockel und einem darüber liegenden zweigeschossigen Holzbau. Der Anbau fügt sich zwischen der mittleren und der hinteren Gwättkopfreihe ein. Dadurch können die Proportionen des Bestandes nach wie vor gelesen werden. Zudem springt im Erdgeschoss die Nordwand des Anbaus zurück, damit der Bruchsteinsockel nicht tangiert wird. Gleichzeitig entsteht so die neue Eingangssituation des Hauses.
Der Holzbau besteht aus einem innenliegenden Blockbau, wobei das Wandholz aus unbehandelter Fichte nicht liegend, sondern vertikal gefügt wird. Darauf folgt nach der Dämmung eine vertikal angeordnete Holzschalung aus sägeroher Lärche.
Fassaden: Die Fassaden der alten Walliserhäuser sind geprägt durch den hohen Anteil an geschlossenen Flächen aus Holz. Die bestehenden Fenster müssen allesamt ersetzt werden. Die bestehenden Öffnungen bleiben erhalten. Lediglich an der Westfassade wird eine Öffnung pro Geschoss in derselben Proportion ergänzt. Drei kleine Öffnungen in den Giebelfeldern ermöglichen die Belichtung und Belüftung des Dachstockes. Der Anbau bildet mit seinen zeitgemässen Fenstern einen Kontrast zum Bestand. Mittels Klappläden lassen sich die Öffnungen des Anbaus komplett schliessen, was einen zurückhaltenden Ausdruck generiert.
Dach: Das Satteldach wird zum Anbau hin verlängert und um 1.5 Wandhölzer angehoben. Die untypische Wellblecheindeckung wird durch eine traditionelle Natursteineindeckung ersetzt.
Materialisierung: Der Innenausbau wird in Fichte gefertigt und erzeugt so einen Kontrast zu den dunklen Blockbauwänden. Gehobelte Bretter werden stumpf gestossen und deren Fuge mit einer Deckleiste geschlossen. Aussen wird für alle Flickarbeiten; den Anbau und die neuen Fenster das beständigere Lärchenholz verwendet. Eingriffe in die Gebäudesubstanz bleiben so erkennbar. 16.02.2023