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Pilatusplatz Luzern

2019 bis 2020

Auftraggeber:
Stadt Luzern
Beschaffung:
Projektwettbewerb
Auszeichnung:
2. Rang (30)
Zusammenarbeit:
Raiffeisen Pensionskasse, St. Gallen; BNP Landschaftsarchitekten, Zürich; Bless Hess, Luzern; René Bächler, Adligenswil; Tend, Zürich; e4plus, Kriens
Konstruktion:
Holzhybridbauweise
Karte

Ort | Der aufmerksame «Stadtwanderer» entdeckt beim Flanieren durch die Luzerner Strassen und Gassen interessante Sichtbezüge. Nicht selten findet sich am Ende einer Strassenflucht ein markantes Gebäude. Offensichtlich fällt dies bei den diversen Kirchen und der Luzerner Stadtbefestigung auf – insbesondere aber auch bei den etlichen Eckbauten der Blockrandbebauungen die oftmals besonders ausgezeichnet sind. Schön ist dies beim gegenüber liegenden Hotel Anker zu beobachten. Zwar handelt es sich um ein relativ flaches Gebäude – die Ecke jedoch wurde geschickt durch eine Rundung zu einem turmartigen Akzent überhöht. Des weiteren ist die Stadt (auch beim Blockrand) nicht durch ein einzelnes Gebäude definiert, sondern durch ein Konglomerat aus verschiedenen Gebäudekörpern. Es handelt sich dabei um eine gewachsene Struktur, welcher eine angenehme Vielfalt und Massstäblichkeit inne wohnt.

Absicht | Diese beiden Beobachtungen (Akzent & Konglomerat) sollen den Häusern am Pilatusplatz zu eigen gemacht werden. Zudem bedienen sich diese dem reichen Fundus der umliegenden Gebäude – womit die bestehenden Qualitäten aufgenommen und gestärkt werden. Die Häuser am Pilatusplatz ordnen sich angemessen und in einer wohltuenden Selbstverständlichkeit in den Stadtkörper ein.

Setzung | Die Häuser am Pilatusplatz gliedern sich in zwei Gebäudevolumen – dem Langhaus und dem Turmhaus. Das Langhaus ist die logische Fortsetzung der bestehenden Gebäudevolumen entlang der Obergrundstrasse. Im Bereich des Attikas reagiert das Neubauvolumen mit einem Rücksprung bewusst auf seinen Nachbarn. Das Turmhaus indes markiert den gewünschten städtebaulichen Akzent, und knüpft auch zum Nachbarn an der Pilatusstrasse hin durch einen Höhenversatz der Traufe an.

Typologie | Das Langhaus vermittelt mit seiner Schottenstruktur zwischen Strassen- und Hofseite. Dies ermöglicht den Nutzungseinheiten eine optimale Ost-West-Belichtung, die Möglichkeit einer schallabgewandten Belüftung und vor allem aber die Qualität zweier gegensätzlicher Aussenräume.
Das Turmhaus indes fungiert um einen mittig angeordneten Kern, welcher die verschiedenen Nutzungen ideal erschliesst. Dieses Prinzip mündet im obersten Stockwerk in einer 360° Rundumsicht für das öffentliche Publikum.

Material | Am Pilatusplatz und seiner näheren Umgebung ist eine murale Bauweise vorherrschend. Bei einer präziseren Betrachtung kam seit je her auch dem Baustoff Holz grosse Bedeutung zu. Dies zeigt sich nicht nur an den sichtbaren Riegelfassaden der beiden Mühlebachweg-Häuser, sondern auch an den teils verborgenen Decken- und Dachkonstruktionen der historischen Bauwerke. Weil dem Werkstoff Holz immer grössere Beachtung geschenkt werden muss, da er insbesondere auch in der Betrachtung der Nachhaltigkeit unschlagbar ist, wird auch das Haus am Pilatusplatz zu einem grossen Teil aus Holz gebaut. Die auf Abbrand dimensionierte Holzstruktur prägt die Innenräume in allen Nutzungseinheiten. Beim Langhaus, wie auch beim Turmhaus bildet ein Betonkern das Rückgrat für die filligrane hölzerne Struktur.
Bekleidet werden die beiden Häuser mit grossformatigen, seidenmatt schimmernden und teils kannelierten Keramikelementen. Damit wird an die umliegenden Häuser verortet.
Die Fassaden werden durch ein weiteres Element geprägt – durch farbige Paneelen für die Sonnen- energiegewinnung. Anstelle einer Fassadenmalerei, werden polykristalline Solarzellen in die Fassade integriert – eine Art «Solarbrosche». Dies spielt einerseits die Dachflächen frei und rückt andererseits das Haus in die Neuzeit, in der die Eigenproduktion der Energie unumgänglich wird.

Tragwerk | Beim Tragwerk des Gebäudeensembles, welches statisch aus zwei eigenständigen Gebäuden besteht, handelt es sich vorwiegend um eine Holzkonstruktion. Stützen, Wände und Decken sind als reines Holztragwerk gedacht. Mittlerweile ist dies auch bei Hochhausbauten möglich, wobei die Normen sehr dynamisch und laufend den neusten Erkenntnissen angepasst werden. So ist das Tragwerk aus Brettstapeldecken konzipiert, die von Unterzügen getragen werden.
Der Schallschutz wird über eine Sandschüttung sichergestellt. Die Stützen in Baubuche funktionieren auch im Hochhaus mit schlankem Profil, selbst für den Abbrandfall. Nur die beiden Kerne und die beiden Untergeschosse sind in Ortbeton konstruiert und lösen zugleich die Aussteifung gegen Wind- und Erdbebeneinwirkungen. Die hofseitigen Balkone des Langhauses bestehen aus vorfabrizierten Betonelementen, aufgelagert auf Stahlstützen. Die Lasten der Gebäude werden über schonend einzubringende Ortbeton-Verdrängungsbohrpfähle in den wenig tragfähigen Boden tiefenfundiert. Die innerstädtische Baustelle mit zwei Untergeschossen und im Grundwasser liegend erfordert einen vertikalen Baugrubenabschluss als Spundwand, der zur Aussteifung durch die Baugrube gespriesst wird.

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